Suchtverhalten, Umgang mit Drogen, Alkohol und anderen Süchten
- herbertheuscher
- 9. Apr. 2022
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Aug. 2022
An mir selber konnte, resp. musste ich gleich mehrmals mit Ernüchterung feststellen wie schleichend zunächst harmlos aussehende Gewohnheiten in Suchtverhalten übergehen kann. Beispiel "Rauchen". Von meinem Vater hatte ich diese Sucht nicht unbedingt als negativ oder gar abstossend in Erinnerung, im Gegenteil, ich hatte ihn als ausgesprochenen Genussraucher in Erinnerung. Er konnte 2-3 Zigaretten pro Tag so richtig gemütlich reinziehen und hatte alles unter Kontrolle. Für mich kam Rauchen trotzdem absolut nicht in Frage, als Sportler gehört sich das so, bis, ja bis ich zuerst in Montana und später in der RS mit Gelegenheitsrauchern im Ausgang war. Zu Beginn war ich dann der Meinung, dass bei meinem grossen sportlichen Pensum so 2-3 Zigaretten gar keine Chancen hätten, gesundheitliche Schäden anzurichten. Dieselbe "Entschuldigung" stand mir dann zur Seite als sich die ersten "Biere" dazugesellten, und ja, den intensiven Flüssigkeitsverlust beim Schwitzen musste ich ja auch irgendwie kompensieren. Später war ich dann sogar noch stolz darauf, dass ich die Mengen an Zigaretten und Bier kontinuierlich steigern konnte und scheinbar immer noch topfit bleiben konnte. Den mit Abstand dümmsten Ausspruch tat ich dann als Spielertrainer nach einem sehr harten Ausdauertraining auf der Finnenbahn als ich, als erster am Ziel, auf die Andern warten musste: "Wieviel muss ich denn noch rauchen und trinken bis ihr endlich mit mir mithalten könnt? Vermeintlich hatte ich mich ja stets unter Kontrolle und war immer noch der Meinung wenn ich aufhören will kann ich dies problemlos, bis, ja bis ich mal wenigstens etwas reduzieren wollte und mit Ernüchterung feststellen musste, dass mich die Süchte schon fest im Griff hielten. Nachdem ich bei mehreren Versuchen kläglich scheiterte, kam mir meine schwere Knieoperation diesbezüglich entgegen. Aus gesundheitlichen Gründen war es mir nicht mehr möglich Leistungssport zu betreiben und somit ergab es sich auch dass ich gezwungen war meine Freizeitgewohnheiten und somit auch mein Umfeld entsprechend anzupassen. Schon kurze Zeit später schaffte ich es dann vollends auf den Glimmstängel zu verzichten und den Alkoholkonsum auf ein vernünftiges Mass zu reduzieren.
Sport- und News TV-Sucht
Aber das ist doch ganz harmlos, da machst du mindestens nichts Dümmeres, habe ich mir eigentlich auch lange Zeit eingeredet. Aus heutiger Sicht betrachtet habe ich es eher versäumt in derselben Zeit etwas Gescheiteres zu tun. Was habe ich doch für Zeit vergeudet bis spät in die Nacht, nur keine Sport- News- oder Diskussionssendung verpassen, man will ja mitreden können. Als ich kapazitätsmässig am Anschlag lief, kam mir die regelrechte Überflutung an Sportsendung zu Hilfe. Mag paradox klingen, war aber so! Je mehr Eishockeyspiele, Tennisturniere, Formel1 und Ski-Rennen ausgestrahlt wurden, desto weniger schaute ich, bis ich diese Sportarten ganz "boykottierte". Mit der Zunahme des Kommerzes und der Werbeeinschaltungen kam mir dann das "Replayverfahren" entgegen, so dass ich mir mittlerweile ganz entspannt selber eine Kurzzusammenfassung anschaue und somit den TV-Konsum auf Sparflamme halte.
"Kiffen" oder härtere Drogen
...waren nie ein Thema wirst Du Dich möglicherweise noch fragen. Eigentlich nie, da gab es mit dem "Platzspitz" und anderen offenen Szenen genügend abschreckende Beispiele. Eigentlich deshalb, weil es doch mal einen Ausrutscher gab, im fortgeschrittenen Alter notabene. Zusammen mit unserem Sohn Marco und seiner Familie waren Anni und ich in Laos unterwegs und zwar nicht irgendwo sondern ausgerechnet im berüchtigten Backpacker-Mekka Vang-Vieng. Zu vorgerückter Stunde, Marco und Familie schliefen nebenan bereits tief, als ich "jemand" sagen hörte: "Komm wir gehen nochmals auf die Gasse und testen mal den "Happy-Drink" den man mancherorts angepriesen hatte. Gesagt getan, in einer der Beizen erkundigten wir uns nach dem unbekannten Getränk und orderten eine milde Anfängerversion ….. welche aber gar keine Wirkung zeigte, resp. erst mitten in der Nacht, eine unerwünschte obendrein, als wir nicht uns, sondern die Toilette resp. das Lavabo "umarmten". Im Nachhinein waren wir froh, dass unser Leichtsinn abschreckend "belohnt" wurde.
Aus heutiger Distanz betrachtet, muss ich eingestehen dass unser Verhalten unverantwortlich war. Genau solche «Einstiegsszenarien» haben schon für Unzählige den Einstieg in die Sucht ausgelöst. Nur so aus Plausch mal eben dieses oder jenes ausprobieren um in Stimmung zu kommen oder schlicht um auch mitreden zu können in der völlig irrigen Annahme dass man sich ja im Griff hat und niemals in die Sucht geraten könnte. Ehemalige werden bestätigen, dass es nur einen Hauch Willen benötigt um auf den Einstieg zu verzichten im Gegensatz zu dem gigantischen Willen der erforderlich ist um den harten Weg aus der Sucht durchziehen zu können.
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